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Description
Studierende sind zunehmend in der Verantwortung, eigenständig beruflich und individuell relevante Handlungskompetenzen (Future Skills, FS) zu entwickeln, wofür Hochschulen die Grundbausteine bereitstellen (Ehlers, 2020). Dies erfordert die curriculare Integration neuer Wege der Kompetenzentwicklung und -messung im Rahmen einer Transformation von Assessments of Learning zu Assessments for/as Learning.
In der Diskurswerkstatt wird anhand eines Beispiels aus dem dualen Studium beleuchtet, inwiefern digitale Reflexionsportfolios und Self-Assessments die Future-Skills-Entwicklung Studierender fördern, die Transformation des Prüfungsalltags unterstützen und damit die Lücke zwischen dem konzeptionellen Anspruch von Studiengängen und der empirisch erfassbaren Realität verkleinern können. Dazu werden Impulse aus Erfahrungen mit ePortfolios im Sozialwesen, in der Hochschuldidaktik, in der universitären Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium und wissenschaftliche Erkenntnisse zur FS-Entwicklung in Fokusgruppen bearbeitet und Resultate im Plenum diskutiert. Ziel ist die Entwicklung von Implementationsschritten, um Prüfungen nicht mehr als summativ-abschließende Bewertungen, sondern als kollaborative Lern- und Entwicklungsvorgänge in Curricula zu integrieren. Dazu werden potenzielle Herausforderungen des Transformationsprozesses identifiziert und Szenarien (weiter)entwickelt, welche die Auswirkungen auf bestehende und zukünftige Curricula sowie die Prüfungspraxis skizzieren.
Angaben zur Institution
Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Technische Universität Hamburg - Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Universität Potsdam - Zentrum für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium (ZfQ)
Literaturangaben
Ehlers, U.-D. (2020): Future Skills. Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft. Wiesbaden: Springer VS.
Publikation im Tagungsband (real)
Die zunehmende Flexibilisierung und Individualisierung von Bildungsverläufen erfordert von Studierenden die selbstgesteuerte Übersetzung individueller, beruflicher und gesellschaftlicher Anforderungen in ein Kompetenzportfolio (Boud und Falchikov 2007; Ehlers 2020). Die Entwicklung dieser Handlungs- und Zukunftskompetenzen (Future Skills, FS) ist im Studium und darüber hinaus im Sinne des lebenslangen Lernens essenziell, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. FS sind „Kompetenzen, die es Individuen erlauben in hochemergenten Handlungskontexten selbstorganisiert komplexe Probleme zu lösen und (erfolgreich) handlungsfähig zu sein. Sie basieren auf kognitiven, motivationalen, volitionalen sowie sozialen Ressourcen, sind wertebasiert, und können in einem Lernprozess angeeignet werden“ (Ehlers, 2020, 57).
Das Paper erörtert zunächst die Relevanz der Integration von FS in das Hochschulstudium und beschreibt, wie Reflexionsportfolios und Self-Assessments deren Entwicklung unterstützen und vor dem Hintergrund des Constructive Alignments nach Biggs und Tang (2011) im Kontext von hochschulischen Lehr- und Lernstrukturen operationalisiert werden können. Dazu werden zunächst die theoretischen Zugänge sowie Self-Assessment-Typologien (z.B. Andrade 2019; Panadero et al. 2016) und Voraussetzungen für effektive Kompetenzentwicklung durch Self-Assessments und Selbstreflexion definiert. Im Anschluss wird ein Modell beschrieben, welches den Grad der Integration von Reflexionsportfolios und Self-Assessments in die Curricula bzw. Hochschulstrategie abbildet. Dieses wird durch verschiedenartige Good Practice Beispiele verdeutlicht. Darüber hinaus wird beschrieben, welche Rollen und Aufgaben Lehrende und Praxispartner wahrnehmen, um Studierende in der Entwicklung von Future Skills zu unterstützen und inwiefern ein übergreifendes Coaching-/ Mentoringkonzept zu diesem Entwicklungsprozess beitragen kann.
Um die Perspektiven verschiedener Stakeholdergruppen (Studierende, Lehrende, Praxispartner, Hochschulleitung) abbilden zu können, werden im Laufe des Jahres 2022 im Rahmen des Projekts DIRK Dual – Digitales Reflexionsportfolio zur Kompetenzentwicklung im dualen Studium an der DHBW Karlsruhe/Heilbronn mehrere Fokusgruppen die o. g. Aspekte bearbeiten. Die Teilnehmenden haben Erfahrungen mit der Anwendung von ePortfolios und Self-Assessments in diversen Bereichen, z.B. bei Transferleistungen im dualen Studium der Sozialen Arbeit, in der universitären Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium und im Kontext technische Bildung und Hochschuldidaktik. In einem Workshop werden hierfür Leitfragen entwickelt, die auf Kompetenzentwicklung, Reflexionsprozesse und Prüfungspraxis im (dualen) Studium rekurrieren. Ein Fokus soll dabei auf der Wirkung von Self-Assessments und Selbstreflexion auf die erfahrungsbasierte Entwicklung von FS durch die Verzahnung von Theorie- und Praxisphasen im (dualen) Studium liegen. Die Ergebnisse der Fokusgruppen werden in der Diskurswerkstatt zur Diskussion gestellt, um eine gemeinsame Vision für Hochschulbildung zu entwickeln, in der Prüfungen nicht mehr summativ-abschließende Bewertungen, sondern als kollaborative Lern- und Entwicklungsvorgänge in Curricula integriert sind. Das Paper reflektiert die Ergebnisse der Diskurswerkstatt und diskutiert deren Auswirkungen auf die Transformation des Hochschulalltags. Darauf aufbauend wird ein Vorschlag für ein digitales Reflexionsportfolio und Mentoringkonzept vorgestellt, das die FS-Entwicklung der Studierenden über den gesamt Student-Lifecycle hinweg begleitet und den Shift von Assessments of Learning zu Assessments as Learning (Ehlers 2020; Wanner und Palmer 2018) unterstützt.
Der Ansatz, Prüfungen per se als Lernformat (Assessments as Learning) zu verstehen und konzipieren, um die Qualität des Lehrens und Lernen nachhaltig zu verbessern (Yan und Yang 2022), ergibt sich aus der Notwendigkeit der selbstgesteuerten Entwicklung von FS durch die Studierenden und kommt der Forderung nach curricularer Integration neuer Wege der Kompetenzentwicklung und –messung nach. Der Fokus auf Reflexionsportfolios und Self-Assessments begründet sich darin, dass sich aus diversen Definitionsansätzen und normativen Ansprüchen der Portfolioarbeit das Potenzial zur Entwicklung von Reflexivität bei Anwender*innen herauskristallisiert (Feder et al. 2021, S. 209–210), die als Basis für Self-Assessments eine zentrale Zukunftskompetenz ist (Ehlers 2013, 2020).
Schlagwörter
assessment as learning, self-assessment, Reflexionsportfolio
E-Mail-Adressen
nicole.geier@dhbw-karlsruhe.de
Publikation im Tagungsband (anonymisiert)
Die zunehmende Flexibilisierung und Individualisierung von Bildungsverläufen erfordert von Studierenden die selbstgesteuerte Übersetzung individueller, beruflicher und gesellschaftlicher Anforderungen in ein Kompetenzportfolio (Boud und Falchikov 2007; Ehlers 2020). Die Entwicklung dieser Handlungs- und Zukunftskompetenzen (Future Skills, FS) ist im Studium und darüber hinaus im Sinne des lebenslangen Lernens essenziell, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. FS sind „Kompetenzen, die es Individuen erlauben in hochemergenten Handlungskontexten selbstorganisiert komplexe Probleme zu lösen und (erfolgreich) handlungsfähig zu sein. Sie basieren auf kognitiven, motivationalen, volitionalen sowie sozialen Ressourcen, sind wertebasiert, und können in einem Lernprozess angeeignet werden“ (Ehlers, 2020, 57).
Das Paper erörtert zunächst die Relevanz der Integration von FS in das Hochschulstudium und beschreibt, wie Reflexionsportfolios und Self-Assessments deren Entwicklung unterstützen und vor dem Hintergrund des Constructive Alignments nach Biggs und Tang (2011) im Kontext von hochschulischen Lehr- und Lernstrukturen operationalisiert werden können. Dazu werden zunächst die theoretischen Zugänge sowie Self-Assessment-Typologien (z.B. Andrade 2019; Panadero et al. 2016) und Voraussetzungen für effektive Kompetenzentwicklung durch Self-Assessments und Selbstreflexion definiert. Im Anschluss wird ein Modell beschrieben, welches den Grad der Integration von Reflexionsportfolios und Self-Assessments in die Curricula bzw. Hochschulstrategie abbildet. Dieses wird durch verschiedenartige Good Practice Beispiele verdeutlicht. Darüber hinaus wird beschrieben, welche Rollen und Aufgaben Lehrende und Praxispartner wahrnehmen, um Studierende in der Entwicklung von Future Skills zu unterstützen und inwiefern ein übergreifendes Coaching-/ Mentoringkonzept zu diesem Entwicklungsprozess beitragen kann.
Um die Perspektiven verschiedener Stakeholdergruppen (Studierende, Lehrende, Praxispartner, Hochschulleitung) abbilden zu können, werden im Laufe des Jahres 2022 im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Reflexionsportfolios und Self-Assessments im Studium mehrere Fokusgruppen die o. g. Aspekte bearbeiten. Die Teilnehmenden haben Erfahrungen mit der Anwendung von ePortfolios und Self-Assessments in diversen Bereichen, z.B. bei Transferleistungen im dualen Studium der Sozialen Arbeit, in der universitären Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium und im Kontext technische Bildung und Hochschuldidaktik. In einem Workshop werden hierfür Leitfragen entwickelt, die auf Kompetenzentwicklung, Reflexionsprozesse und Prüfungspraxis im (dualen) Studium rekurrieren. Ein Fokus soll dabei auf der Wirkung von Self-Assessments und Selbstreflexion auf die erfahrungsbasierte Entwicklung von FS durch die Verzahnung von Theorie- und Praxisphasen im (dualen) Studium liegen. Die Ergebnisse der Fokusgruppen werden in der Diskurswerkstatt zur Diskussion gestellt, um eine gemeinsame Vision für Hochschulbildung zu entwickeln, in der Prüfungen nicht mehr summativ-abschließende Bewertungen, sondern als kollaborative Lern- und Entwicklungsvorgänge in Curricula integriert sind. Das Paper reflektiert die Ergebnisse der Diskurswerkstatt und diskutiert deren Auswirkungen auf die Transformation des Hochschulalltags. Darauf aufbauend wird ein Vorschlag für ein digitales Reflexionsportfolio und Mentoringkonzept vorgestellt, das die FS-Entwicklung der Studierenden über den gesamt Student-Lifecycle hinweg begleitet und den Shift von Assessments of Learning zu Assessments as Learning (Ehlers 2020; Wanner und Palmer 2018) unterstützt.
Der Ansatz, Prüfungen per se als Lernformat (Assessments as Learning) zu verstehen und konzipieren, um die Qualität des Lehrens und Lernen nachhaltig zu verbessern (Yan und Yang 2022), ergibt sich aus der Notwendigkeit der selbstgesteuerten Entwicklung von FS durch die Studierenden und kommt der Forderung nach curricularer Integration neuer Wege der Kompetenzentwicklung und –messung nach. Der Fokus auf Reflexionsportfolios und Self-Assessments begründet sich darin, dass sich aus diversen Definitionsansätzen und normativen Ansprüchen der Portfolioarbeit das Potenzial zur Entwicklung von Reflexivität bei Anwender*innen herauskristallisiert (Feder et al. 2021, S. 209–210), die als Basis für Self-Assessments eine zentrale Zukunftskompetenz ist (Ehlers 2013, 2020).
Literaturangaben
Andrade, Heidi; Du, Ying (2007): Student responses to criteria‐referenced self‐assessment. In: Assessment & Evaluation in Higher Education 32 (2), S. 159–181. DOI: 10.1080/02602930600801928.
Andrade, Heidi L. (2019): A Critical Review of Research on Student Self-Assessment. In: Front. Educ. 4. DOI: 10.3389/feduc.2019.00087.
Biggs, John B.; Tang, Catherine (2011): Teaching for quality learning at university. 4th edition. Maidenhead: McGraw-Hill (SRHE and Open University Press imprint), zuletzt geprüft am 07.06.2021.
Boud, David; Falchikov, Nancy (2007): Rethinking assessment in higher education. Learning for the longer term. London: Routledge.
Ehlers, Ulf-Daniel (2013): Open Learning Cultures. A Guide to Quality, Evaluation, and Assessment for Future Learning. Berlin, Heidelberg, s.l.: Springer Berlin Heidelberg.
Ehlers, Ulf-Daniel (2020): Future Skills. Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft. Wiesbaden, Heidelberg: Springer VS (Zukunft der Hochschulbildung - Future Higher Education).
Feder, Lina; Fütterer, Tim; Cramer, Colin (2021): Einstellungen Studierender zur Portfolioarbeit. Theoriebasierte Erfassung und erste deskriptive Befunde. Unter Mitarbeit von Universitaet Tuebingen. In: N. Beck, T. Bohl, S. Meissner, Nina Beck, Thorsten Bohl und Sibylle Meissner (Hg.): Vielfältig herausgefordert. Forschungs- und Entwicklungsfelder der Lehrerbildung auf dem Prüfstand. Diskurse und Ergebnisse der ersten Förderphase der Qualitätsoffensive Lehrerbildung an der Tübingen School of Education // Vielfältig herausgefordert. Forschungs- und Entwicklungsfelder der Lehrerbildung auf dem Prüfstand : Diskurse und Ergebnisse der ersten Förderphase der Qualitätsoffensive Lehrerbildung an der Tübingen School of Education (TÜSE). Tübingen: University Press; Tübingen University Press (Schriftenreihe der Tübinger School of Education, 02 // Band 02), S. 209–221.
Panadero, Ernesto; Brown, Gavin T. L.; Strijbos, Jan-Willem (2016): The Future of Student Self-Assessment: a Review of Known Unknowns and Potential Directions. In: Educ Psychol Rev 28 (4), S. 803–830. DOI: 10.1007/s10648-015-9350-2.
Wanner, Thomas; Palmer, Edward (2018): Formative self-and peer assessment for improved student learning: the crucial factors of design, teacher participation and feedback. In: Assessment & Evaluation in Higher Education 43 (7), S. 1032–1047. DOI: 10.1080/02602938.2018.1427698.
Yan, Zi; Brown, Gavin T.L. (2017): A cyclical self-assessment process: towards a model of how students engage in self-assessment. In: Assessment & Evaluation in Higher Education 42 (8), S. 1247–1262. DOI: 10.1080/02602938.2016.1260091.
Yan, Zi; Yang, Lan (Hg.) (2022): Assessment as learning. Maximising opportunities for student learning and achievement. First edition. London, New York NY: Routledge Taylor & Francis Group (Asia-Europe education dialogue).
Beitragsformat | Diskurswerkstatt 180 |
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Tagungsband | Ja |
Gutachtenprozess | Ja |
Beitragssprache | Deutsch |
Chair | Nein |
Themenfeld | Lehren und Lernen in ge- und erlebter Praxis |